Vorgeschichte zu meinem Ironman

Dieses Jahr war der 15. Ironman, der auf Lanzarote ausgetragen wird. Es ist der härteste der Welt, erstens durch die rauen Strecken und den 2800 Höhenmeter die zu bewältigen sind und zweitens durch den starken Einfluss von Wind und Sonne.
In den ersten Jahren fuhren die Athleten noch durch unsere Ortschaft Mala und es gab auch ein Serviceposten mit Wasser, Cola, Iso-drinks und Bananen mit denen wir die Sportler versorgten. Ich habe diese starken Männer und Frauen einzeln bewundert dass sie so etwas über Stunden verkraften können und habe mir gesagt: Das schaffst Du nie! Sport habe ich zwar schon immer gern gemacht, doch hatte ich nie die Zeit und alleine konnte ich mich nie aufraffen, mich einer Sportart voll zu widmen. Ich muss auch sagen, dass ich nie richtig an mich geglaubt habe weil ich von der Schulzeit her sehr geprägt war. Ballsportarten liegen mir nicht, so wurde ich auch nie in eine Mannschaft aufgenommen.
Mein erstes großes Event war dann, im Jahr 1999 das Volksschwimmen von Lanzarote nach La Graciosa zu machen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht und mich zu weiteren Teilnahmen animiert. So richtig angefangen hat alles als ich dann mit meinem guten Freund Axel im zweier Kajak auf dem Meer gefahren bin. Erst einmal so 1000 mtr.. Dann ging es immer weiter weg, bis nach La Graciosa. (5 km). Er hat mir immer wieder gesagt dass ich mit regelmäßigem Training bestimmt sehr weit kommen könnte und hat meinen Sportgeist immer wieder gefördert. Er war und ist noch immer mein Vorbild.

Hinzu kam auch noch, dass jedes Jahr im "Winter" eine Radfahrergruppe aus Nürnberg zu uns kam. Mit Ihnen bin ich dann einige Male gefahren und so haben Bernd, Ulv, Peter, Daggy, Manfred, Micha und viele mehr zu meinem 2-Rad-Enthusiasmus beigetragen.

Im November 2003 ging es dann mit dem Mountainbike los. Mit meinen Freunden Martin und Domingo sind waren wir dann 2x pro Woche unterwegs und haben Schritt für Schritt die Insel, bis nach Playa Blanca, erkundschaftet. Irgendwann war uns dass dann zu wenig und so sind wir im Juni 2004 aufs spanische Festland um die 820 km des "Camino Francés" (Jakobsweg) zu er-fahren. (Martin, Domingo, Francisco und David). Dann folgten unsere ersten Wettkämpfe. Wir haben bei fast allen Mountainbikerennen, die es auf Lanzarote und Fuerteventura gibt, teilgenommen.
So konnten wir also ein bisschen schwimmen und Rad fahren. Fehlte noch das Laufen. Wir kamen in den Triatlon Club TRIDENTE von Tinajo und haben uns, mit ganz wenig Erfahrung beim VULCANO Triatlón 2005 * im Club La Santa angemeldet. Dieser ist immer genau 2 Wochen vor dem Ironman. Hier bin ich zum ersten Mal 10 km gelaufen und habe es auch ins Ziel geschafft. Auch meine Freunde sind alle gut angekommen.
Und da kamen von uns allen auch schon die ersten Gedanken: "Warum machen wir denn nicht nächstes Jahr den Ironman". Gesagt-Getan. Den Ironman 2005 haben wir uns dann genauer angesehen und waren sehr begeistert. Arwed und Sabine waren als begeisterte Zuschauer auch dabei.
Eine Woche später haben wir uns beim "Las Tres Islas" angemeldet, das 3 Insel Rennen. Von La Graciosa nach Lanzarote schwimmen (Mario), von unterhalb des Mirador del Rio bis nach oben Laufen (Domingo), von dort aus 72 km Rad fahren bis nach Playa Blanca (Martin) und vom Hafen von Marina Rubicon bis nach Fuerteventura mit dem Kayak (Axel, der extra dafür angereist war, und ich). Resultat war das wir als zweitbestes Team abgeschnitten haben. Das ganze in etwas mehr als 4 Stunden. Gleich darauf folgte nochmals ein Ausritt nach Spanien mit unseren Mountainbikes. Diesmal den Jakobsweg von Sevilla aus bis nach Santiago de Compostela und von dort aus bis Finisterre.
Als wir ankamen waren wir so gestärkt dass wir dann endgültig entschlossen waren, das Projekt Ironman voll anzugehen. Wir drei, Martin, Mario und ich haben auf halben Weg Javi aus Madrid kennen gelernt. Er sagte: "Wenn Ihr den Ironman macht, komme ich extra um Euch zu sehen und anzufeuern" Den Sommer 2005 haben wir genutzt um unsere Schwimmtechnik etwas zu verbessern und auch etwas mehr zu Laufen. Im September haben wir dann unseren Trainer und President des Clubs Tridente, Alexy Perdomo, kontaktiert. Er ist Sportlehrer und hatte selbst schon einen Ironman bestritten. "Seid Ihr sicher dass Ihr den Ironman machen wollt?" war seine erste Frage. Ja, Ja und nochmals Ja. Na gut, es wird hart aber wenn Ihr es so wollt fangen wir bald an. Am gleichen Abend habe ich meinen Vater Berthold, meine Freundin Zoraida und meinen Freund Axel versammelt und Ihnen mein Vorhaben angekündigt. Es war mir klar dass dadurch einiges auf uns zukommen wird aber irgendwie waren sie stolz dass ich mir so ein hohes Ziel gesetzt habe. Axel sagte mehrmals dass er bei den ersten Kajakfahrten nie daran gedacht hätte dass ich mal so "bekloppt" werden würde.

4 Wochen vor dem X-Terra Triathlon ** im November hat Alexy dann mit seinem Trainingsplan begonnen und wir mit unseren fast täglichen Trainingseinheiten. Um es kurz zu fassen, haben wir von Oktober 2005 bis kurz vor dem Ironman 150 Schwimmkilometer, über 4500 Radkilometer und 700 Laufkilometer zurückgelegt. Es war anstrengend aber auch sehr schön.
Wir haben viele neue Freundschaften innerhalb des Club Tridente geschlossen, waren viel an der frischen Luft, haben unsere Grenzen kennen gelernt und es hat immer Spaß gemacht. Fast alle Trainingseinheiten haben ich zusammen mit Martin, Mario und Jorge (vom Fußball zum Ironman) absolviert. Aber auch mit Alberto und den anderen des Tridente. Dazwischen haben wir dann noch einen Duathlon in La Santa und ein Wettkampf der doppelten Olympischen Distanz auf Gran Canaria (April) gemacht.

In dieser Zeit habe ich auch Heiko und Werner kennengelernt. Beide haben viel Erfahrung im Triathlon und so habe ich sie zur Teilnahme beim Ironman 2006 animiert.

So rückte der lang ersehnte 20. Mai näher. Vor Monaten hatten wir uns offiziell angemeldet und konnten 2 Tage vor dem Event unsere Startnummer (meine 408) abholen und das dazugehörige Equipment wie Informationen, den Zeitmess-Chip, die einzelnen Beutel wo unsere notwendigen Dinge für Warming-Up, Bike und Run eingepackt wurden und dann greifbar zum schnellen Umziehen zur jeweiligen Disziplin waren. Tage zuvor hatte uns Alexy noch die letzten Hinweise gegeben um diesen "unseren Traum" zu verwirklichen.
Körperlich und Mental habe ich mich auf diesen Ironman vorbereitet und war guter Dinge. Mein einziger Zweifel war ob ich die 42 km des Marathons gut durchstehen würde, bisher hatte ich maximal 25 km im Training zurückgelegt. Alexy war sich aber sicher dass ich es schaffen würde.
Am Freitag Nachmittag mussten wir dann unsere Fahrräder und die besagten Beutel in Puerto del Carmen abgeben weil ja am Samstagmorgen um 7 Uhr der Start war. Die Rekordzahl von über 1000 Teilnehmer wurde erreicht und das Club La Santa Team hatte diesen Triathlon bis ins Detail organisiert.
Jetzt waren es nur noch wenige Stunden bis zum Startschuss. Und die Erfüllung des Traumes rückte immer näher. Heiko (534) konnte ich überreden an seinem 9. Ironman (Lanzarote fehlte aber noch) teilzunehmen, Javi aus Madrid hat sein Wort gehalten und ist für 2 Tage angereist. Arwed und Sabine, haben extra Ihren alljährigen Urlaub bei uns in Mala so gelegt dass sie bei "meinem" Ironman dabei sein konnten. Mein Vater Berthold, der jeden Tag für naturbewusste und auch leckere Ernährung sorgte, wollte auch unbedingt sehen wie sein Sohn diesen Tag erlebt. Axel und auch Werner, der leider nicht kommen konnte, haben mir per Telefon viel Glück gewünscht und die Daumen gedrückt.
Meine Freundin Zoraida, die mich ja über die ganze Zeit bestens unterstützt hat, damit ich täglich 4-5 Stunden frei hatte für das aufwendige Training, war nun auch ganz gespannt.

Ich ging an diesem Freitagabend noch in die Pyramide und habe dafür gebeten dass ich und alle anderen Teilnehmer gut ins Ziel kommen und wir alle einen tollen Tag erleben. Dies gab mir auch die Kraft und Ruhe für die letzte Nacht denn der Wecker war auf 4 Uhr gestellt.

*Olympische Distanz: 1,5 km Swim, 40 km Bike, 10 km Run
** auch Olympische Distanz aber mit dem Mountainbike und Cross-Laufen